Story-Bibel

Wie ich mich vor Jahren aufmachte, eine Welt zu erschaffen, die meine Charaktere bereisen und erforschen könnten, hatte ich keine Vorstellung davon, auf was ich mich einließ. Aus der obligatorischen Karte der Welt und ein paar Städtenamen wurde eine Ansammlung von Zetteln und Notizen, die unaufhörlich zu wachsen schien. Fürchterlich. Es wurde nicht weniger und zuletzt gelangte ich an den Punkt, an dem ich Schwierigkeiten hatte, konkrete Notizen wiederzufinden.
Dieser Moment war erstaunlich, aber auch erschreckend und mir wurde klar, dass es mit meiner Zettelwirtschaft nicht mehr weitergehen konnte. Es wurde Zeit mein Talent zur Organisation auf die Probe zu stellen. Die Idee zur persönlichen Story-Bibel war geboren.


Was ist eine Story-Bibel?

Es ist ein Nachschlagewerk, eine Enzyklopädie der Welt, in der alle Informationen gespeichert sind, die wir haben. Sie ist das Referenzwerk, das der Geschichte zugrunde liegt und auf das wir stets zurückgreifen, wenn wir nicht mehr genau wissen, welche Haarfarbe Charakter X hat, oder unter wessen Herrschaft sich Staat Y befindet.
Was genau darin enthalten ist, bleibt letztlich jedem selbst überlassen und hängt davon ab, was für eine Geschichte geschrieben wird und wie ausufernd ihr Umfang an Länge und Inhalt ist. Zur Orientierung ein paar Stichpunkte, welche die Story-Bibel womöglich beinhaltet:

  • World-Building
    • Geografie (inkl. Karten, sofern vorhanden)
    • Völker
    • Religionen
    • Technologie
  • Zeitlinien und Historie
  • Orte und ihre Beschreibungen
  • Charakterbögen
  • wichtige Gegenstände
  • Ideen und Story-Häppchen
  • Bilder und Inspirationsquellen

Ordnung ist das halbe Leben

Wenn wir schon anfangen, unsere Gedanken zu ordnen, dann bitte mit System. Dabei ist es erst mal egal, ob wir ein Notizbuch benutzen, einen Ringordner, Karteikarten oder ein Textverarbeitungsprogramm. Hauptsache ist, wir haben alles beisammen. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich könnte mir immer wieder in den Hintern beißen, wenn ich sehe, wo ich in der Vergangenheit überall meine Notizen gelassen habe.

Wenn wir also mit Stift und Papier arbeiten, empfiehlt es sich, auf den Seiten ausreichend Platz für spätere Notizen zu lassen. Und die kommen, ganz unausweichlich. Ringordner scheinen ein sinnvolles Medium zu sein, da hier einzelne Seiten an beliebigen Stellen zugefügt oder entfernt werden können und man sich eine Flexibilität erhält, die ein gebundenes Notizbuch nicht bietet.
Um sich die spätere Inhaltssuche zu erleichtern, kann man Trennseiten benutzen, die mit den entsprechenden Kategorien (Charaktere, Magie, Völker, etc.) beschriftet sind. Farbliche Markierungen sind ebenfalls hilfreich und finden zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten. So z.B. als Untermalung einer bestimmten Kategorie oder durch überstehende Aufkleber, die das jeweilige Kapitel oder derzeit benötigte Informationen anzeigen.

Die digitalen Möglichkeiten reichen etwas weiter und bieten durchaus mehr Komfort. Selbst wenn man sich einer einzelnen Textdatei als Referenz bedient, ermöglicht die Stichwortsuche ein umgehendes Finden der Information, ohne langes Forschen und Seitenblättern.
Wenn die Geschichte arg umfangreich wird, kann man sogar überlegen, die anfängliche Textdatei in mehrere aufzuteilen und in einem gemeinsamen Ordner zu speichern.
Wo genau die digitale Datenbank liegen soll, bleibt eine Frage der persönlichen Präferenzen. Texteditor, Autorenprogramm, Cloud-Speicher oder Online-Plattform ist letztlich alles gleich, solange wir schnell und unkompliziert an unser gesammeltes Wissen gelangen. Ich habe meine Story-Bibel immer in einem Extrafenster geöffnet und es mir zur Gewohnheit gemacht, neue Informationen sofort zu übertragen. Ich will nicht in dieselbe Falle treten, wie früher.
Wichtig. Ganz, ganz wichtig dabei:
Regelmäßiges Speichern und Backups/Sicherungskopien machen.
Nichts ist ärgerlicher, als sein gesammeltes Wissen durch einen blöden Technikfehler zu verlieren. Glaub mir. Das macht keinen Spaß.

Wann macht eine Story-Bibel Sinn?

Am besten startet man gleich zu Beginn eines neuen Projektes. So wächst alles harmonisch miteinander und man erspart sich ein unübersichtliches Durcheinander. Das mag dem kreativen Freigeist vielleicht widersprechen, doch wie auch bei der Strukturierung der Geschichte selbst, vermag ein wenig Ordnung wahre Wunder zu bewirken.

Ich habe sehr spät angefangen, meine Gedanken zu sortieren, und kämpfe noch immer damit, der Unordnung Herr zu werden. Aber selbst ich spüre den positiven Effekt davon. Es ist deutlich mehr Arbeit, klar. Doch hat es etwas Befreiendes zu sehen, wie der scheinbar unüberwindliche Berg stetig kleiner wird und letztlich eine geordnete Struktur annimmt. Ich habe das Gefühl, mein Kopf kann besser arbeiten, in dem Wissen, dass die Dinge nicht im Chaos liegen. Doch das mag für jeden anders sein.

Für mich steht jedenfalls fest, dass eine Story-Bibel zu jeder Zeit sinnvoll ist. Am Anfang einer Geschichte, mittendrin, aber auch wenn die erste Fassung schon geschrieben ist und man ein Instrument benötigt, um die Geschichte auf ihre innere Logik zu prüfen.

Zum Schluss

Weltenbau ist eine spannende und spaßige Angelegenheit und die Story-Bibel ein wunderbares Werkzeug diesen Prozess zu organisieren. Mehr aber auch nicht. Sie ist ein persönliches Nachschlagewerk, das allein dazu dient, den Prozess des Schreibens zu erleichtern. Benutzen wir sie nicht, hat es keinen Sinn, seine Zeit darauf zu verwenden. Gleichermaßen sind wir Herr über unsere Schöpfung und dürfen zu jeder Zeit die Dinge ändern, neu gestalten oder ganz löschen, wie es uns passt. Die Story-Bibel ist kein strikter Leitfaden, an den wir uns zu halten haben, sondern ein Hilfsmittel, das uns beim Schreiben unterstützt. //

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